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Arbeitsgemeinschaft der Lohkaninchenzüchter

Die Zucht der Blauloh und ihre Schattenseiten

von Gerhard Larsen, Spezial-Club der Schwarz-, Blau- und Braunlohzüchter Norddeutschland von 1912

Die Blaulohzucht ist englischen Ursprungs, wie auch die Schwarz- und Braunlohzucht. 1894 waren sie noch selten zu sehen, aber schon 1898 wurden die ersten Blauloh auf Ausstellungen gezeigt.

Nach dem 1. Weltkrieg galten die Blauloh als Nebenprodukt der Schwarzlohzucht, mit denen sich niemand beschäftigen wollte. Einige Idealisten machten sich etwas später daran, reine Blaulohstämme aufzubauen, doch erfuhren sie bei Ausstellungen eine derart stiefmütterliche Bewertung, dass sie die Zucht wieder einstellten.

Nach dem 2.Weltkrieg war es ähnlich, damals waren es ebenfalls nur ein paar unentwegte Züchter, die bei der Stange blieben. Auch mir sagte man in den sechziger Jahren von seitens der Schwarzlohzüchter, du wirst die Sache mit der Blaulohzucht bald aufgeben oder „Du hast eine so gute Schwarzlohzucht, was willst du mit Blauloh?“ Aber, ich habe mich nicht beirren lassen, denn ich bin meinen Weg gegangen und habe meine Erfolge in der Blaulohzucht gehabt.

Wenn ich auch heute nicht mehr züchte, so war die Zucht doch nicht umsonst, denn ich habe die Blaulohzucht in die Hände meines Sohnes gelegt, wo ich noch einen Einblick habe und einen Rat erteilen kann.

Ab 1970 ging es mit der Blaulohzucht aufwärts

Durch die Erfolge in der Blaulohzucht wurden wir Blaulohzüchter auch von den Schwarzlohzüchtern bestätigt.

Die aktivsten Züchter und Idealisten anfang der siebziger Jahre waren außer mir, dem Verfasser dieses Beitrages, meine Zuchtfreunde: Bernd Anton aus Mettlach, Werner Breitgoff aus Velbert, Willem Glady aus Bottrop, Walter Maisch aus Schöllbronn, Hans-Werner Range aus Edermünde und der unvergessene Edgar Schreiber aus Herfort. Wir waren die Pioniere in der Bundesrepublik nach dem 2. Weltkrieg. Nachdem stießen weitere Zuchtfreunde zu uns, die ich an dieser Stelle aber nicht alle aufzählen kann.

Vor 1970 ließ die Lohfarbe der Blauloh noch stark zu wünschen übrig, als ich anfing mich mit der Blaulohzucht zu beschäftigen. Die Lohe war überhaupt keine Lohe in dem Sinne wie wir sie heute antreffen und wie sie verlangt wird, sondern sie war eher so, wie sie bei den Weißgrannen anzutreffen ist, silbergrau ähnlich.

Der hohe Punktabzug bei den Rassemerkmalen, vor allem in Pos. 5 Rumpfzeichnung auf Ausstellungen kam da nicht von ungefähr, es fehlte einfach der Gelbverstärker.

Gelbverstärker

Die Ausbildung der Lohfarbe beruht auf der Wirkung der Faktoren: y1, y2, y3 usw. die das gelbe Pigment verstärken. Sie könnte farblich vom matten Gelb bis zum fuchsigen Rotbraun reichen. Die Tonfarbe kann nur an den durch den Lohfaktor vorbestimmten Stellen in Erscheinung treten. Die Faktoren für die Lohfarbe wurden durch Kombinationen in unsere Lohkaninchen hinein gezüchtet. Die Vererbung sowohl der Zeichnungsmerkmale als auch der fuchsig-rötlichen Lohfarbe wird durch mehrere sich unabhängig voneinander vererbende Faktoren bewirkt. Nur durch langjährige gründliche Zuchtarbeit ist es möglich gewesen, nicht nur bei Schwarz- und Braunloh, sondern auch bei Blauloh zu gut gezeichneten Tieren mit satter Lohfarbe zu kommen.

Die Erbformeln unserer Lohkaninchen lauten:

A B C D go y1 y2 = Schwarzloh
A B c D go y1 y2 = Braunloh
A B C d go y1 y2 = Blauloh

Ich habe mich in den Sechziger Jahren mit Dr. Niehaus aus der Bundesforschungsanstalt in Celle in Verbindung gesetzt und mir von ihm Auskunft in ziemlich ausführlicher Form über die Verbesserung der Rassemerkmale bei Blaulohkaninchen eingeholt. Bestätigt wurde mir die Auskunft nicht allein durch den Erfolg, sondern von zwei Züchtern, die heute nicht mehr unter uns weilen. Zum einen war es unser Altmeister Friedrich Joppich, der aus der DDR. Anreiste und sich zur Zeit in Hamburg aufhielt und zum anderen unser damaliger 2. LV.-Vorsitzende Peter Schmitt. Um nun den Gelbverstärker in die Lohfarbe hinein zubringen, wurde Schwarzloh eingekreuzt, statt des Hasenkaninchens. Von Hasen kaninchen hatte mich Altmeister Friedrich Joppich abgeraten, da ich damit den Hasentyp erstmal in die Blaulohzucht hineinhole und auf längere Zeit mit einer für Blauloh negativen Körperform zutun hätte. Also, Schwarzloh einkreuzen, ein Schwarzloh ohne irgendwelche Mängel und mit einer fuchszigroten Lohe versehen.

In der F1 Generation dürfen nur Schwarzloh fallen, sollte nur ein blaues Jungtier darunter sein, so ist das Schwarzloh-Elternteil spalterbig und wir können es mit dem Elterntier vergessen. Sind nur Schwarzloh geworfen wie es gewünscht, so paart man später die ausgewachsenen Geschwister miteinander.

Die F2 bringt uns Blauloh die alle reinerbig sind und Schwarzloh zu 25% reinerbig und zu 25% spalterbig. Welche nun reinerbig davon sind, ist von außen nicht zu erkennen. Wer sich mit diesen Schwarzloh beschäftigen wollte, musste viel Stallmöglichkeiten, also viel Platz haben. Uns Blaulohzüchtern ging es ja nur um die gefallenen Blauloh und um die Verstärkung der Lohfarbe.

Was zu viel ist, ist zu viel!

Die Blaulohzucht wurde von Jahr zu Jahr besser, da sich die vorher genannten Zuchtfreunde ähnlich verhielten und sich mit der Blaulohzucht ehrlich und intensiv beschäftigten.

Aber in den letzten Jahren kamen doch mehrere Züchter hinzu, was ja eigentlich auch gut ist, doch es waren auch einige Dilettanten darunter, die immer und immer wieder Schwarzloh einkreuzten, was ja eigentlich gemeldet werden muss beim zuständigen Landesverband. Diese Dilet tanten, wenn ich sie mal so nennen darf, wollten wohl die Lohe der Schwarzloh übertrumpfen was ihnen auch zum Teil gelang. Einige versuchten es sogar mit Braunloh, um auf diesem Weg zum Erfolg zu kommen. Diese Dilettanten haben aber nicht bemerkt, dass ihre Deckfarbe immer dunkler wurde. Es gibt heute Blauloh, die man in der Deckfarbe kaum von Schwarzloh unterscheiden kann, auch gibt es Blauloh mit brauner Augenfarbe. Aufmerksam wurden wir, als unser österreichischer Zuchtfreund Helmut Borek uns besuchte und zu uns sagte: „Eure Blauloh sind wesentlich dunkler in der Deckfarbe als unsere in Österreich.

Was wird nun in Deutschland gefordert. Wie soll das Blau aussehen? Das Blau der Deckfarbe soll genetisch dem Blauen Wiener gleichen, also ein sattes Dunkelblau bis Stahlblau.

Die Deck- und Augenfarbe der Blauloh kam auf der letzten Arbeitstagung der Lohzüchter in Hümme/Kurhessen auf die Tagesordnung und zur Diskussion.

Es ist noch nicht zu spät

Es gibt in der nächsten Zeit viel zu tun, man hat eine Aufgabe, um diese Schattenseite der Blauloh zu beseitigen.

Es ist ja nun so, dass nicht alle Blauloh eine zu dunkle Deckfarbe und braune Augenfarbe besitzen, es ist nur ein kleiner Prozentteil, aber es ist ein Alarmzeichen und dem muss man Gegensteuern und nicht abwarten mit der Annahme, vielleicht löst sich die Sache von selbst.

Der Vorstand der Arbeitstagung Werner Breitgoff wird mit einigen Blaulohzüchtern gemeinsam die Sache in die Hand nehmen und wird dieser Schattenseite der Blaulohzucht ein Ende setzen.

Unserem Zuchtfreund Helmut Borek möchte ich an dieser Stelle meinen Dank aussprechen für die gute und faire Unterstützung.